Vor vier Jahren haben wir uns beim gemeinsamen Reisen in Mittelamerika kennen gelernt. Seitdem können wir unsere Erlebnisse dort, die herzlichen Menschen, die unglaublich reiche Natur, die Musik und das Gefühl zu reisen einfach nicht vergessen. Und das wollen wir auch gar nicht.
Nur eins steht fest: Wir müssen noch einmal nach Lateinamerika, denn einmal angefangen, ist das Reisen fast so etwas wie ein inneres Gesetz, man könnte es auch Fernweh nennen. Das ist einfach da, mal mehr, mal weniger und es hört erst wieder auf, wenn wir wieder da stehen, am Flughafen wie Schildkröten mit unseren Rücksäcken auf dem Rücken und dem Flugticket in der Hand, unsere Eintrittskarte in das Unbekannte. Dann sind wir nicht mehr Ingenieur oder Student. Dann sind wir Reisende, alles andere verschwimmt allmählich. Die Hektik und der Alltag liegen hinter uns und es ist, als würden wir ein Teil der Welt neu entdecken. Diesmal haben wir uns für Kolumbien und Peru entschieden.
Semper, der selbst längere Zeit in Kolumbien gereist ist, beschreibt das Gefühl zu reisen so: „Ich konnte die fest geschriebenen und fest zementierten Denkgewohnheiten meiner Welt hinter mir lassen. Das tägliche Grauen aus hetzenden Menschen, Supermärkten, Verkehrsstaus, Parkplatzsuche, Handyklingeln und Fernsehbildern lag unendlich weit hinter mir. Amazonien war das Land, dem ich mich auslieferte. Alles war direkt, ohne Filter. Alles entstand neu."
Drei Monate konnten wir uns diesmal frei nehmen. Diese Zeit liegt jetzt noch unbekannt vor uns und wir sind gespannt, mit welchen Erlebnissen sie sich diesmal füllen wird...
Sonntag, Januar 14, 2007
Cartagena otra vez
Samstag, Januar 13, 2007
Parque Tayrona
Hohe Wellen, blauer Himmel, eindrucksvolle Steinkonstellationen und in den Camps genug Touristen um sich wie ein Teilnehmer beim Woodstockkonzert zu fühlen. Der Parque Tayrona ist einen Besuch in jedem Fall wert, eine Übernachtung unserer Meinung nach eher weniger. Nicht zuletzt wegen der knappen Zeit beschliessen wir also den Park an einem Tag mehr oder weniger zu durchwandern. Am Eingang sammeln sich kurz vor der Öffnung des Parks ein paar nette Kolumbianer um unser Papayafrühstück und zusammen mit einem Ehepaar stapfen wir nach einer kurzen Fahrt ihr ihrem Auto los. Die Wege sind gut ausgebaut und die Tiere sind vor den „Gringos“ und „Paisas“ natürlich tiefer in den Wald geflüchtet, aber der sattgrüne Wald und vor allem die Küste überzeugen uns dann endgültig, dass sich die anstrengende Wanderung mit den Rucksäcken lohnt. Hier geniessen wir das letzte Mal ein ausgiebiges Bad im Meer (*schnief*) und kraxeln dann den Weg hinauf zum ehemaligen Indiodorf „Pueblito“ wo Philipp komische „Schlabberschnabelvögel“ verfolgt und Jana halb ausgedorrt über das „agua en la bolsa“ – Wasser in der Tüte herfällt. Nach weiteren 1 ½ Stunden sind wir unten an der Strasse angelangt und schaffen es tatsächlich noch rechtzeitig einen Bus nach Cartagena zu erwischen in dem wir tief und fest schlafen, peinlicherweise auch dann noch als dieser schon längst im Busbahnhof steht.
Dienstag, Januar 09, 2007
Minca
Nicht direkt am Meer, aber mit direktem Blick darauf am Rande der Sierra Nevada wohnen wir in der Finca eines Deutschen. Am ersten Tag faulenzen wir mit Hund Emma noch träge am Pool.
Doch am nächsten Tag finden wir uns plötzlich als arme Kaffeepflücker wieder, die sich als willkommenes Mückenfutter hergeben und nach zwei Stunden mühsamen Plücken, Suchen, Schwitzen, Kratzen - und Zerkratzt werdens, tauchen wir endlich mit mehr oder weniger vollen Körben aus den Tiefen des kaffeesträucherbewachsenen Hanges wieder auf. Mit unseren trockenen, braunen Körnchen gehen wir zur nächsten Finca, die das neuste Gerät hat, um per Hand die grünen Bohnen von der trockenen Hülse zu befreien. Das Kurbeln ist ja noch eine gemütliche Beschäftigung, aber Bohnen und Dreck in einer Schüssel kommt nicht gut, also heisst es Schütteln und Pusten bis zum Umfallen. Schon ordentlich benebelt traben wir mit unserem Schüsselchen zurück und der arme Philipp zieht mit der Machete los, um Feuerholz zu sammeln. Dann endlich nach ewigen Rühern über dem Feuerchen sind die Bohnen plötzlich dunkel und als es so richtig schön dampft und nach Kaffee riecht erklären wir die Aktion für beendet und sitzen am nächsten Morgen stolz und zufrieden vor einer dampfenden extra starken Tasse Philipp und Jana - Kaffee, "hecho en colombia".
Um uns von den Strapazen des Kaffeepflückens zu erholen, suchen wir uns dann einen einsamen Wasserfall und geniessen die Natur.
Freitag, Januar 05, 2007
Santa Marta
Santa Marta unweit der venezuelanischen Grenze und bekannter Badeort an der kolumbianischen Karibikküste ist praktisch komplett ausgebucht. Dennoch müssen wir hier zwischenübernachten. Die einzige Schlafmöglichkeit sind letzten Endes unsere geliebten Hängematten, die wir für ein paar Pesos auf einer Dachterrasse aufhängen können. Was so einfach klingt wird aber zur echten Herausforderung, denn wer kann schon wissen, dass hier nachts ziemlich gewaltige Orkanböen vorbeiziehen? Jana findet einen einigermassen geschützten Platz auch wenn in ihrer Hängematte zwei Meter über dem Boden ordentlich durch die Gegend schaukelt. Aber dem armen Philipp steht eine schlaflose Nacht bevor. So toll eine leichte Hängematte aus Fallschirmseide auch sein mag, in einer stürmischen Nacht auf der Dachterrasse vergisst sie ihre eigentliche Funktion und flattert aufgebläht wie ein Segel im Wind. Und schwups ist der erste Faden gerissen. Schimpfend wie ein Rohrspatz hüpft Philipp mit seinem flatternden Segel übers Dach, denn er kann einfach keinen geeigneten Platz finden. Kaum ist mal eine halbe Stunde Ruhe, hört man auch schon wieder sein Fluchen, weil er mit dem Hintern auf dem Boden hängt oder mal wieder ein Faden gerissen ist und dann geht die Suche von vorne los. So geht es die halbe Nacht über bis der arme unausgeschlafene Philipp mit seiner ledierten Hängematte unterm Arm mit hängenden Kopf vom Dach klettert.
Donnerstag, Januar 04, 2007
Tolú
Tolu ist am Hauptstrand wohl das Rimini für Kolumbianer. Der Strand ist schmal und überfüllt, die Musikboxen auf der Strasse voll aufgedreht und die silikonbeladenen Stadtfrauen präsentieren stolz ihre neuste Investition während sich die Herren der Schöpfung um das Wachstum ihre Bierbäuche bemühen. Trotzdem ist Tolu ein Ort zum Relaxen, wenn man ein paar Meter den Strand hinunter läuft und ein so gemütlich Hostal findet wie wir.
Montag, Januar 01, 2007
Arboletes - Schlammvulkan
Die "grande fiesta" zu Silvester wie wir sie von zuhause kennen bleibt in dem Ort irgendwie aus und während wir am Strand mit unserem Rum-Cola-Plastikbechern anstossen liegen die meisten Leute wohl schon schnarchend in ihren Bettchen.
Donnerstag, Dezember 28, 2006
Medellin
Medellin, eine moderne Stadt mit einer Metro, den unzähligen Shoppingmalls, den vielen Ausgehvierteln und modernen Krankenhäusern gilt ausserhalb der versteckten Slums als sicher, freundlich und weltoffen. Auch wir empfinden Medellin so, aber halten uns trotzdem nicht so lange hier auf, da wir in Europa nunmal genug moderne Sädte haben und die Karibikküste auf uns wartet.
Dienstag, Dezember 26, 2006
Wir haben ihn gefunden!
Cali, unsere zweite der drei grossen Städte Kolumbiens ist die warme Salsastadt in der wir Weihnachten verbringen. Wir beschliessen Weihnachten wie wir es von zu Hause kennen auf nächstes Jahr zu verschieben, denn bei 30 Grad im Schatten kommt einfach keine Weihnachtsstimmung auf. So futtern wir statt Lebkuchen und Plätzchen ein ausgiebiges Früchte - Milchshake - Pancake Frühstück und machen uns auf den Weg zum schönsten Tierpark des Landes. Am spannensten sind für uns hier natürlich die einheimischen Tiere, die hier in meist grosszügigen Gehegen umherwuseln.
Und plötzlich, endlich steht er vor uns: wuschelig, zottelig, mit einer riesigen Nase: unser Ameisenbär. Mit der Nase schnüffelt er aufgeregt durchs Gehege, tapst mit den grossen Pfoten gegen den Zaun und macht sogar Männchen. Schnell begreifen wir, dass diese Vorstellung nicht uns zugedacht ist, nein, Herr Bär hat Hunger und schon verschwindet seine Nase in der Futterschüssel und man hört es krunksen und schmatzen. Doch schnell ist die Schüssel leer und Herr Bär steckt seinen Rüssel durch den Zaun in den Futternapf der Nachbarin auf deren Rücken sich ein kleines Ameisenbärbaby festklammert. Das lange Warten hat sich also gelohnt! Nach dem Futtern verzieht sich Familie Ameisenbär zum Mittagsschläfchen und wir gehen weiter, um eine riesen Galapagosschildkröte, eine Kamikazeschildkröte, die es sich auf den Rücken eines Kaimans gemütlich gemacht hat und einen schwimmenden Brillenbär zu beobachten.
Abends gehen wir essen und am nächsten Tag feiern wir Weihnachten so, wie die Leute aus Cali es machen: die Strassen sind voll, bunt und laut, Rumba ist angesagt! Die Diskotheken reihen sich aneinander, alles tanzt und trinkt. Wir gehen Salsa tanzen und müssen uns auf der übervollen Strasse, so wie es hier Brauch ist, mit weissem Schaum besprühen lassen.
Am am nächsten Tag halten wir es wie die Einheimischen und fahren aus der Stadt heraus an einen kühlen Bergfluss. Kaum angekommen werden wir auch schon zu einer Flasche Rum eingeladen, eine Einladung, die man praktisch nicht ausschlagen kann. Ein Vater, der an diesem Tag sicher nicht die erste Flasche leert, tanzt in Unterhose mit seinen Töchtern im Fluss herum und aus seinem Auto tönt laute Salsa Musik. Die riesen Rum Flasche leert sich schnell und plötzlich sieht man wie die verzweifelt guckende Jana zum Parkplatz gezerrt wird und mitten am Tag im Bikini mit dem Mann in der Unterhose Salsa tanzen muss. Kaum ist das überstanden steht plötzlich die Polizei am Auto. Die interessieren sich aber nicht für den Alkoholspiegel des einzigen Fahrers, sondern eher für seine Unterhose und die laute Musik zu der inzwischen der halbe Fluss tanzt. Unsere Einwände, dass er so nicht mehr fahren kann werden ignoriert und auch seine erwachsene Tochter meint, dass das doch ganz normal wäre. Dennoch verzichten wir auf die angebotene Mitfahrgelegenheit ins Ungewisse. So tuckert der voll betrunkene Vater mit seinen Töchtern nach Cali während zwei verdutzt guckende Touris dem Auto nachwinken und die Welt nicht mehr verstehen.
Abends gehen wir essen und am nächsten Tag feiern wir Weihnachten so, wie die Leute aus Cali es machen: die Strassen sind voll, bunt und laut, Rumba ist angesagt! Die Diskotheken reihen sich aneinander, alles tanzt und trinkt. Wir gehen Salsa tanzen und müssen uns auf der übervollen Strasse, so wie es hier Brauch ist, mit weissem Schaum besprühen lassen.
Samstag, Dezember 23, 2006
El Valle
Am nächsten Tag machen wir mit Neider in einem Boot einen Ausflug in den Nationalpark "Ensenada de Utria", wo wir durch den Regenwald wandern und am wunderschönen Playa Blanca im warmen Pazifik plantschen.
Sonntag, Dezember 17, 2006
Viajando - Unterwegs im Choco
Zur Pazifikküste und hinauf in den Norden liegen noch einige Kilometer vor uns, aber auch viele neue Erlebnisse und Begegnungen. Alles was der Lateinamerikareisende braucht ist Geduld - "tranquillo", irgendwann wird man schon ankommen. So nehmen wir es auch "tranquillo" als unser Bus von Cali zu dem Küstenort Buenaventura nach einer Stunde rasanter Fahrt plötzlich alle fünf Minuten neues Öl braucht, das er sehr zum Missfallen des Busfahrers sogleich wieder fein säuberlich auf die Strasse verteilt. Abwechselnd fluchend und ölverschmiert unter dem Bus liegend oder optimistisch auf die Passagiere einredend versucht der Busfahrer einerseits den Bus zu reparieren und andererseits die Flucht seiner Passagiere zu verhindern. Nach einer weiteren halben Stunde spuckt der Motor immernoch Öl und die Passagiere sind alle geflohen, bis auf zwei Gringos deren Rucksäcke so gut eingeschlossen sind, dass sie immernoch im Bus festsitzen. Doch irgendwann haben auch wir einen anderen Bus gefunden, der uns durch die satte grüne Landschaft fährt. Wie im Film ziehen an uns die Gesichter der bewaffneten Soldaten vorbei, welche die Strasse sichern da in der Gegend noch immer Guerillagruppen aktiv sind.
Vor dem Ort Buenaventura wurden wir von vielen Seiten gewarnt: "Wenn sie euch nicht umbringen, werden sie euch ausrauben," ist die wenig optimistische Prognose eines Mannes, den wir im Bus treffen. Buenaventura hat im ganzen Land einen sehr schlechten Ruf, nicht nur wegen der Anwesenheit der Guerilla und Paramilitärs in der Umgebung, sondern auch wegen der herrschenden Gewalt, den Alkoholismus und der Armut. Darum wollen wir uns dort auch nicht lange aufhalten und haben noch für den selben Tag eine Reservierung für ein Schiff. Doch am Frachthafen erfahren wir, dass das Schiff erst am nächten Abend auslaufen würde, da noch Fracht fehle. Aber wann legt ein Schiff hier auch schonmal pünktlich ab... Also laufen wir durch die schmucklosen Strassen Buenaventuras, wo das Leben ganz anderes aussieht als im Hochland. Plötzlich sind fast alle Menschen schwarzhäutig, gross und sprechen einen komischen Dialekt. Auch wenn die Häuser ziemlich heruntergekommen sind, die Bewohner sind nett, aus den Bars klingt Salsamusik und an der Strandpromenade trifft sich am Wochenende alles, um Rum zu trinken, zum Sehen und Gesehen werden. Hauptsache kurz und eng ist die Devise bei den Frauen hier und wenn der Po noch so rund ist, Stretch "passt" immer, stellen wir grinsend fest.
Und als wir abends zum Hafen zurück kehren um die Nacht auf dem Schiff zu verbringen sind wir uns einig, dass selbst das als gefährlich geltende Buenaventura nicht dem düsteren Bild entspricht, das in unseren Ländern von Kolumbien vermittelt wird. Das Leben in Kolumbien hat einen normalen Ablauf, die Leute sind aussergewöhnlich freundlich und offen, das Land wirkt nicht zuletzt wegen des lukrativen Drogenhandels insgesamt recht gut entwickelt und modern. Einzig die vor allem hier im Choco vermehrte Anwesenheit von Militär erinnert daran, dass die Sicherheit, die in den meisten Regionen des Landes herrscht nicht natürlich ist. Die am meisten Betroffen der ewigen Kämpfe zwischen Militär, Paramilitär und Guerilla sind die "Desplazados", die Heimatlosen, die einzelnen Familien aus den dünn besiedelten Regionen, die aus ihren Häusern vertrieben wurden und ohne Hab und Gut in den Städten keinen neuen Anfang finden.
Auf dem Schiff stellen wir schnell fest, dass die Zeit der ruhigen Amazonasdampfer mit den Hängematten nun vorbei ist. Das Frachtschiff hat einige enge sechs Mann Kabinen und schon von weitem sieht man Janas Nase aus der Schiffsluke gucken, die sich dankbar die einzige Koje mit Ausblick gesichert hat. Der Abend wird aber lustig. Die ausser uns bisher einzige Passagierin packt eine grosse Flasche "Aguardiente" aus, die der diensthabende Matrose auf der Schiffsbrücke grosszügig verteilt. Aus den Lautsprechern seines CD- Players tönt lauter Vallenato, Salsa und Cumbia in die Nacht, jedes Lied wird entsprechend lautstark bewertet. Abends um zehn stehen die Beiden dann schon ziemlich angetrunken und zufrieden kichernd in der Schiffsküche um sich ein "Pescadito" zu brutseln.
Nach einem Tag Zeit totschlagen und der einen oder anderen Stunde zusätzlicher Verspätung legen wir nachts um ein Uhr mit dem Eintreffen der Nachtflut endlich ab. Auf dem Schiff herrscht richtige Urlaubsstimmung, da über Weihnachten viele Kolumbianer in die Ferien fahren oder zu Besuch zurück nach Hause gehen. Am nächsten Morgen stellen wir schon ziemlich grün im Gesicht fest, dass dieses Geschaukel eigentlich nur im Liegen auszuhalten ist und so verbringen wir dann auch die nächsten zehn Stunden auf dem Pazifik. Nachts kommen wir endlich in dem kleinen Ort Bahia Solano an und nach einer weiteren Übernachtung auf dem Schiff rattern wir im voll bepackten Kleinbus über die verschlammte Buckelpiste ins Nachbardorf. Doch es kommt was kommen musste, wir stecken plötzlich tief im Schlamm fest. Da hilft auch kein Geschaufel und Geschiebe mehr, also wird der Bus kurzerhand von einem LKW rückwärts aus dem Matsch geschoben. Und so erreichen wir irgendwann doch noch unser Ziel, den abgelegenen Küstenort "El Valle".
Und als wir abends zum Hafen zurück kehren um die Nacht auf dem Schiff zu verbringen sind wir uns einig, dass selbst das als gefährlich geltende Buenaventura nicht dem düsteren Bild entspricht, das in unseren Ländern von Kolumbien vermittelt wird. Das Leben in Kolumbien hat einen normalen Ablauf, die Leute sind aussergewöhnlich freundlich und offen, das Land wirkt nicht zuletzt wegen des lukrativen Drogenhandels insgesamt recht gut entwickelt und modern. Einzig die vor allem hier im Choco vermehrte Anwesenheit von Militär erinnert daran, dass die Sicherheit, die in den meisten Regionen des Landes herrscht nicht natürlich ist. Die am meisten Betroffen der ewigen Kämpfe zwischen Militär, Paramilitär und Guerilla sind die "Desplazados", die Heimatlosen, die einzelnen Familien aus den dünn besiedelten Regionen, die aus ihren Häusern vertrieben wurden und ohne Hab und Gut in den Städten keinen neuen Anfang finden.
Donnerstag, Dezember 14, 2006
San Augustin
Im Gemeinschaftspavillon mampfen wir mit den anderen Gästen Früchtemüsli mit selbstgemachtem Joghurt, frisch gebackenes Brot und leckere Pizza. Und als wir so zufrieden und voll gefuttert mit einer schnurrenden Katze auf dem Bauch in den Hängematten schaukeln, würden am liebsten garnicht mehr gehen.
Montag, Dezember 11, 2006
Bogota
Eine sehr sympathische, wenn auch langatmige Führung bekommen wir im Polizeimuseum in dem neben den üblichen Dingen auch persönliche Gegenstände und das Blut des bekannten Bosses der Drogenmafia Pablo Escobar, brutale Fotos von anderen getöteten Narcotraficantes und von Kugeln zerfetzte Uniformen erschossener Polizisten ausgestellt sind.
Freitag, Dezember 08, 2006
Vom verlorenen Ameisenbär
Doch als Trost wartet im Zoo von Leticia noch der fotogene Ameisenbär auf uns, denken wir. So hat Jana sich schon seit Monaten auf das langersehnte Treffen mit ihm gefreut. Kurz vor dem erhofften Treffen hat sie nocheinmal die Kameralinsen geputzt und eine extra Packung Filme eingepackt. Dann spazieren wir grinsend und erwartungsvoll los. Doch was treffen wir an? Einen knurrigen Zoowärter, der uns sagt, dass der Zoo geschlossen wurde, uns aber anbietet für ein unverschämt hohes Schmiergeld die wenigen zurückgebliebenen, verwahrlosten Tiere des Zoos so besichtigen. Nachdem wir enttäuscht abgelehnt haben, schlurfen wir hängenden Kopfes davon und so setzt sich die Suche nach dem Ameisenbär weiter fort.
Dienstag, Dezember 05, 2006
Den Amazonas hinunter
An dieser Stelle wird es Zeit sich von Peru zu verabschieden, dem Land, dass uns so überrascht hat.
Der Geruch von Lima, der endlosen Stadt,
die Augen und Türen verschliesst vor dem,
was sie nicht verantworten will.
Düstere Indiofrauen.
Verschleiert. Verschlossen.
Schmutzige Kinder am Strassenrand,
die gelernt haben,
wie man "Moneda" erbettelt.
Offenbaren sich unerwartet die wahren Schätze
des armen - reichen Landes.
Verborgenes Kulturgut, geheimnisvoll,
Jahrhunderte lang konserviert
erzählt es seine eigene Geschichte.
Immergrün die Bäume, meterhoch,
Leben in allen Farben,
jeder Wurzel, in der Luft, im Wasser,
überall Bewegung.
Willkommen. Unzählige Gesichter,
Orte, Geschichten.
Lachen. Vertrauen.
Vom Kühlen ins Warme.
Vom Unerwarteten ins Vertraute.
Vom Erleben zum Erlebnis.
Vom Erlebnis zur Erinnerung
werden wir dieses Land nie vergessen.
Samstag, Dezember 02, 2006
Samiria Pacaya
In dem kleinen Dorf Lagunas wartet schon eine Horde aufdringlicher Guides auf uns, die uns eine Tour in den Nationalpark aufschwatzen wollen. Eine schöne Auswahl haben wir da: der eine hat eine einladende Alkoholfahne, der nächste redet mit "uns" in der Einzahl, Frauen haben ja eh nichts zu sagen! (Grrr, dich nehmen wir mal mit nach Deutschland!) Irgendwie scheint das ganze Dorf zu wissen, dass zwei Gringos angekommen sind und die Hälfte der Einwohner halten sich scheinbar für kompetente Führer. Müde von diesem ewigen Hin und Her machen wir unerwartet einen riesigen Glücksgriff: wir treffen Klever und wissen sofort als wir sein Haus betreten: hier sind wir richtig. Begeistert erzählt er uns von den Tieren im Park, kramt seinen völlig abgegriffenen Naturführer hervor und malt sich schon aus wie wir abends auf Krokodiljagd gehen. Und auch wenn er uns die Hoffnung auf einen Ameisenbär nimmt grinsen wir wie die Honigkuchenpferde, denn wir haben endlich gefunden, was wir gesucht haben: einen sympathischen und kompetenten Führer (http://www.puertoparaiso.com.pe/).
In der Nacht ändern sich die Geräusche. Die Insekten und Frösche liefern sich einen Wettbewerb, im Gebüsch raschelt es, die Fledermäuse flattern dicht an unserem Netz vorbei und der Regen prasselt auf die Zeltplane unter der man die Kratzgeräusche von zwei zerstochenen Gringos hört.
Die nächsten Tage verbringen wir ähnlich spannend, denn der Regenwald ist einfach unglaublich vielfältig. Als wir um eine Kurve paddeln überraschen wir plötzlich eine Gruppe Affen, die gerade über die Baumkronen hüpfen, um den Fluss zu überqueren. Husch, schon wieder fliegt ein Äffchen vorbei, überall knistert und raschelt es. So sehen wir viele verschiedene Affenarten und hören tief im Urwald sogar die lauten Brüllaffen.
An einer Stelle an der sich der Fluss zu einer breiten Lagune öffnet, hören wir auf einmal ein lautes Prusten: ein kleiner grauer Flussdelfin springt fröhlich aus dem Wasser. Alle zwei Minuten muss er wieder an die Wasseroberfläche und wir finden ihn total süss, denn so einen winzig kleinen Delfin haben wir noch nie gesehen. Ein anderes Mal überraschen wir zwei rosafarbene Delfine, die überraschend gross sind. Einem von ihnen hat Klever aus Versehen das Paddel übers Ohr gehauen, aber er nimmt es uns nicht übel und umrundet prustend unser Kanu.
Armando hat ein erstaunliches Geschick Fische zu fangen. Dazu benutzt er einfach eine Lanze und wenn er, wie auch immer einen besonderen Fisch vorbeischwimmen sieht, stösst er blitzschnell zu und hat meistens Erfolg. Da er auf seinen Fang immer sehr stolz ist und da es hier von Fischen nur so wimmelt, überwinden wir unsere Abneigung gegen das Töten von Tieren einigermassen gut und haben so manche leckere Malzeit. Als wir an einem Abend an einer Lagune übernachten verspricht uns Klever, dass es dort sicher keine Krokodile gibt, also hüpfen wir vertrauensvoll ins Wasser und geniessen planschend die Erfrischung.
Sonntag, November 26, 2006
Tarapoto
Mittwoch, November 22, 2006
Chachapoyas – eine Gegend zum Bleiben
Unerwartet finden wir uns plötzlich in einer faszinierenden Gegend wieder. Am Hauptplatz, dem plaza de armas beobachten wir das quirlige Andenleben ausserhalb der Touristenzentren. Von weitem ruft jemand und winkt uns zu. Endlich erkennen wir den Chico wieder, der mit uns zusammen im Bus nach Chachapoyas gefahren ist. Philipp ist sofort sein „amigo“ mit dem er unbedingt mal ein Whisky oder ein Cerveza trinken möchte. Unser netter Hotelchef vergisst vor lauter Begeisterung für diese unglaublich vielfältige Gegend uns seine Tour zu verkaufen und gibt uns stattdessen die besten Tipps, wie wir das Ganze auf eigene Faust machen können.
So rumpeln wir dann am nächsten Morgen um vier Uhr früh im voll besetzten „Colectivo“(Sammeltaxi) über die ungeteerten Strassen. Mit im Auto sitzen Einheimische, die anfangs der Woche zur Arbeit fahren. Die Männer neben uns kennen sich zwar nicht, aber nach fünf Minuten Unterhaltung klopfen sie sich gegenseitig grinsend auf die Schultern:“Mi hermano“, mein Bruder, nennen sie sich und tauschen sich über ihr Leben aus. Hier freuen sich alle über uns Touristen, denn davon gibt es hier noch nicht so viele. So werden auch wir gleich freundlich über uns ausgefragt.
Unser eigentliches Ziel ist die Festung Kuelap, eine Präinkastadt, die das Volk der Chachapoyas gebaut hat. Umgeben von gewaltigen, praktisch uneinnehmbaren Mauern tront die Stadt auf der Spitze des Berges. Die Männer aus unserem Colectivo, die hier die Restaurierungsarbeiten machen laufen mit uns das letzte Stück den Berg hinauf und dann haben wir die Stadt für uns allein.
Das ist schon ein tolles Gefühl, als wir den Eingang passieren und vor uns die Steinmauern, Rundhäuser und Türme aus dem üppigen Nebelwald ragen! Begeistert klettern wir herum und freuen uns, dass hier noch nicht alles perfekt herausgeputzt ist, so macht das Entdecken einfach am meisten Spass!
Allerdings sind die Fortbewegungsmöglichkeiten hier beschränkt, denn den Weg, den wir gekommen sind können wir nicht mehr zurück da es keine Autos gibt. Also hufen wir auf der anderen Seite des Berges zehn Kilometer und 1200 Höhenmeter den Berg hinunter zum nächsten Dorf. Der alte Inkaweg führt an einfachen Holzhütten mit rennenden Hühern, lustigen Welpen, schmutzigen Schweinchen und sturen Eseln vorbei. Das nötige zum Leben transportieren die Leute mühsam mit Pferden und Eseln den steilen Hang hinauf und wir kreuzen die eine oder andere „Karavane“, aber alle die wir treffen versprechen uns, dass es im Dorf unten genug Autos zurück nach Chachapoyas gäbe.
Im verschlafenen Dorf angelangt setzen wir uns zu den netten, wenn auch etwas trägen Polizisten vor die Polizeistation und warten. Wir haben ja Zeit denken wir, als wir feststellen, dass zwar im 20 Minutentakt einige Autos vorbeifahren, die aber dummerweise immer in die falsche Richtung gehen. Plötzlich fahren zwei grinsende, filmende „Gringos“ in ihrem Mietwagen an uns vorbei, wenden am anderen Ende des Dorfes und fahren dann wieder an uns vorbei. Und da wir zu lange darüber staunen zwei Touristen an diesem einsamen Ort zu sehen, verpassen wir so leider eine mögliche Mitfahrgelegenheit.
So bleiben wir gezwungendermassen ein Bestandteil des langweiligen Dorflebens: Die alte Frau gegenüber mit ihrer bananenbeladenen Schubkarre, die Kinder, die mit Armeehosen und einem Holzgewehr Krieg spielen und natürlich die vier quasselnden Polizisten, die ab und zu mal ein Auto kontrollieren. Nach fast drei Stunden Warten werden wir dann doch langsam zappelig, was auch die freundlichen Polizisten bemerken: kurzerhand halten sie das nächstbeste, voll besetzte Colectivo an. „Wir haben hier noch zwei Gringos, rückt doch mal etwas zusammen“, sagen sie, schieben uns ins Taxi und winken grinsend zum Abschied. Da sitzen wir nun in dieser rasenden, klappernden Schüssel (Toyota Corolla) und fühlen uns wie eine Ölsardine, nur ohne Öl. So kann man sich den Airbag auch sparen! Eingeklemmt holpern sieben Erwachsene, vier Kinder und Gepäck auf der unbefestigten Erdpiste zurück.
Die Chachapoyas haben sich jedoch nicht nur eine coole Festung gebaut, sondern auch sonst noch eine Menge interessanter Sachen in der Gegend verteilt. So stehen wir am nächsten Tag staunend vor einer grossen Felswand. Erst nach genauem Hinsehen erkennen wir, was wir gesucht haben: Mitten in der Felswand befinden sich sehr gut erhaltene Figuren, die eigentlich Sakopharge sind, in deren Inneren sich auch heute noch Mumien befinden! (Siehe Foto!!)
Nach mehreren Stunden gehen und Auto suchen sind wir endlich zurück in Chachapoyas. Dort treffen wir dann die beiden anderen Touristen, die im Auto inzwischen mehrmals an uns vorbeigeholpert sind. Schnell stellt sich heraus, dass sich die beiden Frankfurter auch an uns erinnern können, „die ersten Touristen“, haben sie uns im Vorbeifahren genannt. Und bei einem Bier tauschen wir uns über unsere Erlebnisse in diesem tollen Land aus.
So rumpeln wir dann am nächsten Morgen um vier Uhr früh im voll besetzten „Colectivo“(Sammeltaxi) über die ungeteerten Strassen. Mit im Auto sitzen Einheimische, die anfangs der Woche zur Arbeit fahren. Die Männer neben uns kennen sich zwar nicht, aber nach fünf Minuten Unterhaltung klopfen sie sich gegenseitig grinsend auf die Schultern:“Mi hermano“, mein Bruder, nennen sie sich und tauschen sich über ihr Leben aus. Hier freuen sich alle über uns Touristen, denn davon gibt es hier noch nicht so viele. So werden auch wir gleich freundlich über uns ausgefragt.
Unser eigentliches Ziel ist die Festung Kuelap, eine Präinkastadt, die das Volk der Chachapoyas gebaut hat. Umgeben von gewaltigen, praktisch uneinnehmbaren Mauern tront die Stadt auf der Spitze des Berges. Die Männer aus unserem Colectivo, die hier die Restaurierungsarbeiten machen laufen mit uns das letzte Stück den Berg hinauf und dann haben wir die Stadt für uns allein.


Im verschlafenen Dorf angelangt setzen wir uns zu den netten, wenn auch etwas trägen Polizisten vor die Polizeistation und warten. Wir haben ja Zeit denken wir, als wir feststellen, dass zwar im 20 Minutentakt einige Autos vorbeifahren, die aber dummerweise immer in die falsche Richtung gehen. Plötzlich fahren zwei grinsende, filmende „Gringos“ in ihrem Mietwagen an uns vorbei, wenden am anderen Ende des Dorfes und fahren dann wieder an uns vorbei. Und da wir zu lange darüber staunen zwei Touristen an diesem einsamen Ort zu sehen, verpassen wir so leider eine mögliche Mitfahrgelegenheit.
So bleiben wir gezwungendermassen ein Bestandteil des langweiligen Dorflebens: Die alte Frau gegenüber mit ihrer bananenbeladenen Schubkarre, die Kinder, die mit Armeehosen und einem Holzgewehr Krieg spielen und natürlich die vier quasselnden Polizisten, die ab und zu mal ein Auto kontrollieren. Nach fast drei Stunden Warten werden wir dann doch langsam zappelig, was auch die freundlichen Polizisten bemerken: kurzerhand halten sie das nächstbeste, voll besetzte Colectivo an. „Wir haben hier noch zwei Gringos, rückt doch mal etwas zusammen“, sagen sie, schieben uns ins Taxi und winken grinsend zum Abschied. Da sitzen wir nun in dieser rasenden, klappernden Schüssel (Toyota Corolla) und fühlen uns wie eine Ölsardine, nur ohne Öl. So kann man sich den Airbag auch sparen! Eingeklemmt holpern sieben Erwachsene, vier Kinder und Gepäck auf der unbefestigten Erdpiste zurück.

Nach mehreren Stunden gehen und Auto suchen sind wir endlich zurück in Chachapoyas. Dort treffen wir dann die beiden anderen Touristen, die im Auto inzwischen mehrmals an uns vorbeigeholpert sind. Schnell stellt sich heraus, dass sich die beiden Frankfurter auch an uns erinnern können, „die ersten Touristen“, haben sie uns im Vorbeifahren genannt. Und bei einem Bier tauschen wir uns über unsere Erlebnisse in diesem tollen Land aus.
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