Vor vier Jahren haben wir uns beim gemeinsamen Reisen in Mittelamerika kennen gelernt. Seitdem können wir unsere Erlebnisse dort, die herzlichen Menschen, die unglaublich reiche Natur, die Musik und das Gefühl zu reisen einfach nicht vergessen. Und das wollen wir auch gar nicht. Nur eins steht fest: Wir müssen noch einmal nach Lateinamerika, denn einmal angefangen, ist das Reisen fast so etwas wie ein inneres Gesetz, man könnte es auch Fernweh nennen. Das ist einfach da, mal mehr, mal weniger und es hört erst wieder auf, wenn wir wieder da stehen, am Flughafen wie Schildkröten mit unseren Rücksäcken auf dem Rücken und dem Flugticket in der Hand, unsere Eintrittskarte in das Unbekannte. Dann sind wir nicht mehr Ingenieur oder Student. Dann sind wir Reisende, alles andere verschwimmt allmählich. Die Hektik und der Alltag liegen hinter uns und es ist, als würden wir ein Teil der Welt neu entdecken. Diesmal haben wir uns für Kolumbien und Peru entschieden. Semper, der selbst längere Zeit in Kolumbien gereist ist, beschreibt das Gefühl zu reisen so: „Ich konnte die fest geschriebenen und fest zementierten Denkgewohnheiten meiner Welt hinter mir lassen. Das tägliche Grauen aus hetzenden Menschen, Supermärkten, Verkehrsstaus, Parkplatzsuche, Handyklingeln und Fernsehbildern lag unendlich weit hinter mir. Amazonien war das Land, dem ich mich auslieferte. Alles war direkt, ohne Filter. Alles entstand neu." Drei Monate konnten wir uns diesmal frei nehmen. Diese Zeit liegt jetzt noch unbekannt vor uns und wir sind gespannt, mit welchen Erlebnissen sie sich diesmal füllen wird...

Dienstag, Januar 09, 2007

Minca


Nicht direkt am Meer, aber mit direktem Blick darauf am Rande der Sierra Nevada wohnen wir in der Finca eines Deutschen. Am ersten Tag faulenzen wir mit Hund Emma noch träge am Pool. Doch am nächsten Tag finden wir uns plötzlich als arme Kaffeepflücker wieder, die sich als willkommenes Mückenfutter hergeben und nach zwei Stunden mühsamen Plücken, Suchen, Schwitzen, Kratzen - und Zerkratzt werdens, tauchen wir endlich mit mehr oder weniger vollen Körben aus den Tiefen des kaffeesträucherbewachsenen Hanges wieder auf. Mit unseren trockenen, braunen Körnchen gehen wir zur nächsten Finca, die das neuste Gerät hat, um per Hand die grünen Bohnen von der trockenen Hülse zu befreien. Das Kurbeln ist ja noch eine gemütliche Beschäftigung, aber Bohnen und Dreck in einer Schüssel kommt nicht gut, also heisst es Schütteln und Pusten bis zum Umfallen. Schon ordentlich benebelt traben wir mit unserem Schüsselchen zurück und der arme Philipp zieht mit der Machete los, um Feuerholz zu sammeln. Dann endlich nach ewigen Rühern über dem Feuerchen sind die Bohnen plötzlich dunkel und als es so richtig schön dampft und nach Kaffee riecht erklären wir die Aktion für beendet und sitzen am nächsten Morgen stolz und zufrieden vor einer dampfenden extra starken Tasse Philipp und Jana - Kaffee, "hecho en colombia".

Um uns von den Strapazen des Kaffeepflückens zu erholen, suchen wir uns dann einen einsamen Wasserfall und geniessen die Natur.

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