Vor vier Jahren haben wir uns beim gemeinsamen Reisen in Mittelamerika kennen gelernt. Seitdem können wir unsere Erlebnisse dort, die herzlichen Menschen, die unglaublich reiche Natur, die Musik und das Gefühl zu reisen einfach nicht vergessen. Und das wollen wir auch gar nicht. Nur eins steht fest: Wir müssen noch einmal nach Lateinamerika, denn einmal angefangen, ist das Reisen fast so etwas wie ein inneres Gesetz, man könnte es auch Fernweh nennen. Das ist einfach da, mal mehr, mal weniger und es hört erst wieder auf, wenn wir wieder da stehen, am Flughafen wie Schildkröten mit unseren Rücksäcken auf dem Rücken und dem Flugticket in der Hand, unsere Eintrittskarte in das Unbekannte. Dann sind wir nicht mehr Ingenieur oder Student. Dann sind wir Reisende, alles andere verschwimmt allmählich. Die Hektik und der Alltag liegen hinter uns und es ist, als würden wir ein Teil der Welt neu entdecken. Diesmal haben wir uns für Kolumbien und Peru entschieden. Semper, der selbst längere Zeit in Kolumbien gereist ist, beschreibt das Gefühl zu reisen so: „Ich konnte die fest geschriebenen und fest zementierten Denkgewohnheiten meiner Welt hinter mir lassen. Das tägliche Grauen aus hetzenden Menschen, Supermärkten, Verkehrsstaus, Parkplatzsuche, Handyklingeln und Fernsehbildern lag unendlich weit hinter mir. Amazonien war das Land, dem ich mich auslieferte. Alles war direkt, ohne Filter. Alles entstand neu." Drei Monate konnten wir uns diesmal frei nehmen. Diese Zeit liegt jetzt noch unbekannt vor uns und wir sind gespannt, mit welchen Erlebnissen sie sich diesmal füllen wird...

Mittwoch, November 22, 2006

Chachapoyas – eine Gegend zum Bleiben

Unerwartet finden wir uns plötzlich in einer faszinierenden Gegend wieder. Am Hauptplatz, dem plaza de armas beobachten wir das quirlige Andenleben ausserhalb der Touristenzentren. Von weitem ruft jemand und winkt uns zu. Endlich erkennen wir den Chico wieder, der mit uns zusammen im Bus nach Chachapoyas gefahren ist. Philipp ist sofort sein „amigo“ mit dem er unbedingt mal ein Whisky oder ein Cerveza trinken möchte. Unser netter Hotelchef vergisst vor lauter Begeisterung für diese unglaublich vielfältige Gegend uns seine Tour zu verkaufen und gibt uns stattdessen die besten Tipps, wie wir das Ganze auf eigene Faust machen können.

So rumpeln wir dann am nächsten Morgen um vier Uhr früh im voll besetzten „Colectivo“(Sammeltaxi) über die ungeteerten Strassen. Mit im Auto sitzen Einheimische, die anfangs der Woche zur Arbeit fahren. Die Männer neben uns kennen sich zwar nicht, aber nach fünf Minuten Unterhaltung klopfen sie sich gegenseitig grinsend auf die Schultern:“Mi hermano“, mein Bruder, nennen sie sich und tauschen sich über ihr Leben aus. Hier freuen sich alle über uns Touristen, denn davon gibt es hier noch nicht so viele. So werden auch wir gleich freundlich über uns ausgefragt.

Unser eigentliches Ziel ist die Festung Kuelap, eine Präinkastadt, die das Volk der Chachapoyas gebaut hat. Umgeben von gewaltigen, praktisch uneinnehmbaren Mauern tront die Stadt auf der Spitze des Berges. Die Männer aus unserem Colectivo, die hier die Restaurierungsarbeiten machen laufen mit uns das letzte Stück den Berg hinauf und dann haben wir die Stadt für uns allein.
Das ist schon ein tolles Gefühl, als wir den Eingang passieren und vor uns die Steinmauern, Rundhäuser und Türme aus dem üppigen Nebelwald ragen! Begeistert klettern wir herum und freuen uns, dass hier noch nicht alles perfekt herausgeputzt ist, so macht das Entdecken einfach am meisten Spass!

Allerdings sind die Fortbewegungsmöglichkeiten hier beschränkt, denn den Weg, den wir gekommen sind können wir nicht mehr zurück da es keine Autos gibt. Also hufen wir auf der anderen Seite des Berges zehn Kilometer und 1200 Höhenmeter den Berg hinunter zum nächsten Dorf. Der alte Inkaweg führt an einfachen Holzhütten mit rennenden Hühern, lustigen Welpen, schmutzigen Schweinchen und sturen Eseln vorbei. Das nötige zum Leben transportieren die Leute mühsam mit Pferden und Eseln den steilen Hang hinauf und wir kreuzen die eine oder andere „Karavane“, aber alle die wir treffen versprechen uns, dass es im Dorf unten genug Autos zurück nach Chachapoyas gäbe.

Im verschlafenen Dorf angelangt setzen wir uns zu den netten, wenn auch etwas trägen Polizisten vor die Polizeistation und warten. Wir haben ja Zeit denken wir, als wir feststellen, dass zwar im 20 Minutentakt einige Autos vorbeifahren, die aber dummerweise immer in die falsche Richtung gehen. Plötzlich fahren zwei grinsende, filmende „Gringos“ in ihrem Mietwagen an uns vorbei, wenden am anderen Ende des Dorfes und fahren dann wieder an uns vorbei. Und da wir zu lange darüber staunen zwei Touristen an diesem einsamen Ort zu sehen, verpassen wir so leider eine mögliche Mitfahrgelegenheit.

So bleiben wir gezwungendermassen ein Bestandteil des langweiligen Dorflebens: Die alte Frau gegenüber mit ihrer bananenbeladenen Schubkarre, die Kinder, die mit Armeehosen und einem Holzgewehr Krieg spielen und natürlich die vier quasselnden Polizisten, die ab und zu mal ein Auto kontrollieren. Nach fast drei Stunden Warten werden wir dann doch langsam zappelig, was auch die freundlichen Polizisten bemerken: kurzerhand halten sie das nächstbeste, voll besetzte Colectivo an. „Wir haben hier noch zwei Gringos, rückt doch mal etwas zusammen“, sagen sie, schieben uns ins Taxi und winken grinsend zum Abschied. Da sitzen wir nun in dieser rasenden, klappernden Schüssel (Toyota Corolla) und fühlen uns wie eine Ölsardine, nur ohne Öl. So kann man sich den Airbag auch sparen! Eingeklemmt holpern sieben Erwachsene, vier Kinder und Gepäck auf der unbefestigten Erdpiste zurück.

Die Chachapoyas haben sich jedoch nicht nur eine coole Festung gebaut, sondern auch sonst noch eine Menge interessanter Sachen in der Gegend verteilt. So stehen wir am nächsten Tag staunend vor einer grossen Felswand. Erst nach genauem Hinsehen erkennen wir, was wir gesucht haben: Mitten in der Felswand befinden sich sehr gut erhaltene Figuren, die eigentlich Sakopharge sind, in deren Inneren sich auch heute noch Mumien befinden! (Siehe Foto!!)

Nach mehreren Stunden gehen und Auto suchen sind wir endlich zurück in Chachapoyas. Dort treffen wir dann die beiden anderen Touristen, die im Auto inzwischen mehrmals an uns vorbeigeholpert sind. Schnell stellt sich heraus, dass sich die beiden Frankfurter auch an uns erinnern können, „die ersten Touristen“, haben sie uns im Vorbeifahren genannt. Und bei einem Bier tauschen wir uns über unsere Erlebnisse in diesem tollen Land aus.

2 Kommentare:

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