Vor vier Jahren haben wir uns beim gemeinsamen Reisen in Mittelamerika kennen gelernt. Seitdem können wir unsere Erlebnisse dort, die herzlichen Menschen, die unglaublich reiche Natur, die Musik und das Gefühl zu reisen einfach nicht vergessen. Und das wollen wir auch gar nicht. Nur eins steht fest: Wir müssen noch einmal nach Lateinamerika, denn einmal angefangen, ist das Reisen fast so etwas wie ein inneres Gesetz, man könnte es auch Fernweh nennen. Das ist einfach da, mal mehr, mal weniger und es hört erst wieder auf, wenn wir wieder da stehen, am Flughafen wie Schildkröten mit unseren Rücksäcken auf dem Rücken und dem Flugticket in der Hand, unsere Eintrittskarte in das Unbekannte. Dann sind wir nicht mehr Ingenieur oder Student. Dann sind wir Reisende, alles andere verschwimmt allmählich. Die Hektik und der Alltag liegen hinter uns und es ist, als würden wir ein Teil der Welt neu entdecken. Diesmal haben wir uns für Kolumbien und Peru entschieden. Semper, der selbst längere Zeit in Kolumbien gereist ist, beschreibt das Gefühl zu reisen so: „Ich konnte die fest geschriebenen und fest zementierten Denkgewohnheiten meiner Welt hinter mir lassen. Das tägliche Grauen aus hetzenden Menschen, Supermärkten, Verkehrsstaus, Parkplatzsuche, Handyklingeln und Fernsehbildern lag unendlich weit hinter mir. Amazonien war das Land, dem ich mich auslieferte. Alles war direkt, ohne Filter. Alles entstand neu." Drei Monate konnten wir uns diesmal frei nehmen. Diese Zeit liegt jetzt noch unbekannt vor uns und wir sind gespannt, mit welchen Erlebnissen sie sich diesmal füllen wird...

Freitag, Dezember 08, 2006

Vom verlorenen Ameisenbär

Leticia, unser erster Stopp in Kolumbien lässt Heimweh nach Peru aufkommen. Umgeben von Urwald und nur auf dem Luft- oder Wasserweg erreichbar scheint Leticia zwar erstaunlich lebendig zu sein, hat aber die besten Zeiten wohl schon hinter sich. Drei Stunden lang suchen wir maikäfermässig bepackt, genervt nach einem Hotel, das nicht schon geschlossen wurde, bezahlbar ist und Matratzen hat, die zumindest ansatzweise diesen Namen verdienen. Dann hufen wir dreimal zum Flughafen und zurück in der Hoffnung den Piloten eines Cargoflugzeuges zu überreden, uns mitzunehmen. Doch auch das geht schief, da vor zwei Wochen eine eben solche Maschine in Leticia abgestürzt ist und die Mitnahme von Passagieren im Frachtraum nun verboten ist. Also müssen wir einen normalen Passagierflug ins 1000km entfernte Bogota buchen.

Doch als Trost wartet im Zoo von Leticia noch der fotogene Ameisenbär auf uns, denken wir. So hat Jana sich schon seit Monaten auf das langersehnte Treffen mit ihm gefreut. Kurz vor dem erhofften Treffen hat sie nocheinmal die Kameralinsen geputzt und eine extra Packung Filme eingepackt. Dann spazieren wir grinsend und erwartungsvoll los. Doch was treffen wir an? Einen knurrigen Zoowärter, der uns sagt, dass der Zoo geschlossen wurde, uns aber anbietet für ein unverschämt hohes Schmiergeld die wenigen zurückgebliebenen, verwahrlosten Tiere des Zoos so besichtigen. Nachdem wir enttäuscht abgelehnt haben, schlurfen wir hängenden Kopfes davon und so setzt sich die Suche nach dem Ameisenbär weiter fort.


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