So rumpeln wir dann am nächsten Morgen um vier Uhr früh im voll besetzten „Colectivo“(Sammeltaxi) über die ungeteerten Strassen. Mit im Auto sitzen Einheimische, die anfangs der Woche zur Arbeit fahren. Die Männer neben uns kennen sich zwar nicht, aber nach fünf Minuten Unterhaltung klopfen sie sich gegenseitig grinsend auf die Schultern:“Mi hermano“, mein Bruder, nennen sie sich und tauschen sich über ihr Leben aus. Hier freuen sich alle über uns Touristen, denn davon gibt es hier noch nicht so viele. So werden auch wir gleich freundlich über uns ausgefragt.
Unser eigentliches Ziel ist die Festung Kuelap, eine Präinkastadt, die das Volk der Chachapoyas gebaut hat. Umgeben von gewaltigen, praktisch uneinnehmbaren Mauern tront die Stadt auf der Spitze des Berges. Die Männer aus unserem Colectivo, die hier die Restaurierungsarbeiten machen laufen mit uns das letzte Stück den Berg hinauf und dann haben wir die Stadt für uns allein.


Im verschlafenen Dorf angelangt setzen wir uns zu den netten, wenn auch etwas trägen Polizisten vor die Polizeistation und warten. Wir haben ja Zeit denken wir, als wir feststellen, dass zwar im 20 Minutentakt einige Autos vorbeifahren, die aber dummerweise immer in die falsche Richtung gehen. Plötzlich fahren zwei grinsende, filmende „Gringos“ in ihrem Mietwagen an uns vorbei, wenden am anderen Ende des Dorfes und fahren dann wieder an uns vorbei. Und da wir zu lange darüber staunen zwei Touristen an diesem einsamen Ort zu sehen, verpassen wir so leider eine mögliche Mitfahrgelegenheit.
So bleiben wir gezwungendermassen ein Bestandteil des langweiligen Dorflebens: Die alte Frau gegenüber mit ihrer bananenbeladenen Schubkarre, die Kinder, die mit Armeehosen und einem Holzgewehr Krieg spielen und natürlich die vier quasselnden Polizisten, die ab und zu mal ein Auto kontrollieren. Nach fast drei Stunden Warten werden wir dann doch langsam zappelig, was auch die freundlichen Polizisten bemerken: kurzerhand halten sie das nächstbeste, voll besetzte Colectivo an. „Wir haben hier noch zwei Gringos, rückt doch mal etwas zusammen“, sagen sie, schieben uns ins Taxi und winken grinsend zum Abschied. Da sitzen wir nun in dieser rasenden, klappernden Schüssel (Toyota Corolla) und fühlen uns wie eine Ölsardine, nur ohne Öl. So kann man sich den Airbag auch sparen! Eingeklemmt holpern sieben Erwachsene, vier Kinder und Gepäck auf der unbefestigten Erdpiste zurück.

Nach mehreren Stunden gehen und Auto suchen sind wir endlich zurück in Chachapoyas. Dort treffen wir dann die beiden anderen Touristen, die im Auto inzwischen mehrmals an uns vorbeigeholpert sind. Schnell stellt sich heraus, dass sich die beiden Frankfurter auch an uns erinnern können, „die ersten Touristen“, haben sie uns im Vorbeifahren genannt. Und bei einem Bier tauschen wir uns über unsere Erlebnisse in diesem tollen Land aus.
2 Kommentare:
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